One-Click-Bewerbung – sinnvoll oder nicht?

Die Recruitingbranche ist seit Jahren in stetigem Wandel. Besonders die Digitalisierung nimmt großen Einfluss auf die Personalbeschaffung: digitale Bewerbungen, virtuelle Bewerbungsgespräche und die ortsunabhängige digitale Zusammenarbeit gehören in vielen Branchen inzwischen zum Alltag. Durch die Coronapandemie wurde dieser Trend noch weiter verstärkt. Aber auch davor hat eine Entwicklung in unserer Gesellschaft auch das Recruiting vor Herausforderungen gestellt: die ständige Erreichbarkeit. Sowohl im privaten als auch im beruflichen Alltag ist es für zahlreiche Menschen normal geworden, jederzeit erreichbar zu sein. Unser Alltag wird so immer schnelllebiger, was wiederum dafür sorgt, dass niemand sich lange mit einzelnen Aufgaben beschäftigen möchte. Gerade die Jobsuche und das Schreiben von Bewerbungen kostet jedoch vor allem Zeit, die viele Bewerber nicht haben. Der War for Talents zwingt Arbeitgeber demnach dazu, sich den Wünschen der Bewerber anzupassen. Eine Option zur Erleichterung des Bewerbungsprozesses ist die One-Click Bewerbung. Was es damit auf sich hat, welche Vorteile diese Art des Recruitings für Arbeitgeber bringt, erklären wir in diesem Artikel.

Was ist eine One-Click-Bewerbung?

Bei der One-Click-Bewerbung handelt es sich um eine Form der mobilen Bewerbung. Bewerber können ihr Interesse an einem offenen Job innerhalb eines oder weniger Klicks bekunden. Meist werden dazu die Daten aus Karrierenetzwerken wie Xing oder LinkedIn verwendet und direkt an das Unternehmen weitergeleitet. Bewerber sparen sich somit das aufwendige Eintragen ihrer Daten in Eingabemasken oder die Erstellung umfassender Bewerbungsunterlagen. Der gesamte Prozess ist damit für Interessenten deutlich simpler gestaltet, um ihre Candidate Experience zu verbessern. Besonders in sozialen Medien greifen Unternehmen oft auf diese Form der Bewerbung zurück: Wer gerade durch den Instagram-Feed scrollt, hat in der Regel seine Bewerbungsunterlagen nicht parat – ein kurzer Klick, um die Daten von Xing oder LinkedIn zum Arbeitgeber zu übertragen, ist demnach deutlich interessanter.

Warum sollten Unternehmen eine One-Click-Bewerbung anbieten?

Die One-Click-Bewerbung bringt vor allem einen Vorteil mit sich: Schnelligkeit. Die umständliche Suche nach Bewerbungsunterlagen, die Erstellung eines Motivationsschreibens oder das Aktualisieren des Lebenslaufs gehören so der Vergangenheit an. Die einzige Aufgabe für Jobsuchende ist die Aktualisierung ihrer Daten in den Karrierenetzwerken. Gleichzeitig werden die Hürden für Interessenten so gering wie möglich gehalten, sodass ein Abbruch der Bewerbung unwahrscheinlicher wird: Wer einfach durch sein Xing-Profil Interesse an einem Job bekunden kann, tut das in der Regel schneller, als wenn zunächst ein umfassendes Bewerbungsformular mit Lebenslauf und Anschreiben ausgefüllt werden muss.  Arbeitgebern bietet sich so die Möglichkeit, die Anzahl ihrer eingehenden Bewerbungen zu erhöhen.

Die Gründe im Überblick:

  • Schnelleres Recruiting
  • Digitale Angebote
  • Unkomplizierter Zugang für Bewerber
  • Employer Branding

Hat eine One-Click-Bewerbung nur Vorteile für Bewerber?

Auch Arbeitgeber profitieren vom Einsatz der One-Click-Bewerbung – allem voran geht es dabei um das Employer Branding. Arbeitgeber, die Bewerbern eine positive Candidate Experience bieten, sind beliebter und ziehen wiederum mehr Kandidaten an. Es gibt allerdings auch einige Risiken, die Arbeitgeber mit der One-Click-Bewerbung eingehen.

Vorteile für Arbeitgeber

  • Employer Branding: Arbeitgeber, die neuen Recruiting-Methoden eine Chance geben, stechen gegenüber der Konkurrenz heraus. Sie zeigen, dass sie mit der Zeit gehen und auf die Wünsche von Bewerbern eingehen. Gerade dadurch, dass bei der One-Click-Bewerbung kein Anschreiben mehr gefordert wird, kann die Employer Brand einen Schub erleben – diesen Schritt wagen schließlich noch nicht viele Unternehmen.
  • Candidate Experience: Arbeitgeber heben sich nicht nur von ihrer Konkurrenz ab, sondern bieten Interessenten durch die neue Bewerbungsform auch eine positive Candidate Experience. Die One-Click-Bewerbung ist mobil, schnell und unkompliziert und bringt damit alle Eigenschaften mit, die Kandidaten sich von einem potenziellen Arbeitgeber wünschen.
  • Recruiting zukünftiger Jobs: Wer sich über eine One-Click-Bewerbung bei einem Unternehmen bewirbt, wird automatisch in die Bewerberdatenbank aufgenommen. Recruiter können demnach auch für zukünftige Jobs auf die Daten zurückgreifen und gegebenenfalls aktiv auf interessante Kandidaten zugehen.

Nachteile für Arbeitgeber

  • Verwaltungsaufwand: Da die One-Click-Bewerbung ausschließlich die Daten aus dem Bewerberprofil in den Karrierenetzwerken erfordert, kann der Verwaltungsaufwand für Recruiter steigen. Je nachdem, wie umfassend die Informationen aus dem Profil sind, müssen sie Unterlagen nachfordern, um über die Eignung der Kandidaten, die sich bewerben, entscheiden zu können.
  • Unverbindliche Bewerbung: Kann eine Bewerbung mit nur einem Klick eingereicht werden, ist die Hemmschwelle sehr gering. Dieser Vorteil kann gleichzeitig auch zum Nachteil werden, wenn Bewerbungen von Kandidaten eingehen, die kein ernsthaftes Interesse am Job haben.
  • Fehlende Individualität: Gerade in kreativen Jobs spielt die Individualität der Bewerbung eine wichtige Rolle. Diese individuelle Gestaltung lässt sich durch die Angaben in Karrierenetzwerken nicht abbilden und kann dazu führen, dass passende Kandidaten für den Job zu schnell abgelehnt werden.

Fazit: One-Click-Bewerbungen eignen sich nicht für alle Jobs

Ob sich das Angebot einer One-Click-Bewerbung für Arbeitgeber lohnt, ist von mehreren Faktoren abhängig – allem voran von der Art des ausgeschriebenen Jobs. Grundsätzlich gilt: Je mehr Kreativität in der Bewerbung gefordert wird, desto ungeeigneter ist eine One-Click-Bewerbung. Bei Jobs, in denen sich die Qualifikationen problemlos vergleichen lassen und zu großen Teilen die Hard Skills über die Einstellung entscheiden, kann dieses Format sowohl für Arbeitgeber als auch für Bewerber eine Erleichterung sein. Wichtig ist natürlich auch, dass Recruiter jederzeit nötige Unterlagen wie zum Beispiel Zeugnisse nachfordern können. Um herauszufinden, ob One-Click-Bewerbungen den gewünschten Effekt haben, bietet sich auch eine Umfrage unter den Bewerbern an, die diese Funktion genutzt haben.