Fachkräftemangel: Diese Branchen sind besonders betroffen
Fachkräftemangel: Diese Branchen sind besonders betroffen
Der Fachkräftemangel ist inzwischen in nahezu keiner Branche mehr ein Fremdwort. Dennoch sind einige Branchen stärker von ihm betroffen als andere. Die Gründe dafür sind vielfältig – beispielsweise ist die Kundennachfrage angestiegen oder die Ausbildung zu betroffenen Berufen ist zu unattraktiv. Wir möchten heute einen Überblick über die am stärksten betroffenen Branchen geben und mögliche Gründe erklären.
Diese 3 Branchen sind besonders stark vom Fachkräftemangel betroffen
Gesundheit & Pflege
Nicht erst seit der Pandemie klagen Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen über starken Personalmangel. Durch den demografischen Wandel wird die Gesellschaft immer älter, während die Medizin die Lebenserwartung der Menschen erhöht. Immer mehr Menschen sind somit im Alter auf Pflege angewiesen. Gleichzeitig haben Betriebe jedoch seit Jahren Schwierigkeiten, ihre Ausbildungsstellen zu besetzen, sodass genügend Personal nachkommen kann. Nicht zuletzt spielen auch die schwierigen Arbeitsbedingungen in allen Pflegeberufen eine Rolle – Schichtdienst und extreme Flexibilität gehören zum Alltag, den viele Angestellte nicht bereit sind, zu leben. Entstanden ist eine komplexe und besorgende Situation: Laut Institut der deutschen Wirtschaft fehlen in der Pflege etwa 18.200 Fachkräfte. Experten sprechen zum Teil aber auch von deutlich höheren Zahlen, die die Alterung der Gesellschaft mit einschließen.
IT & Software
Sowohl der private als auch der berufliche Alltag wird immer digitaler. In der Industrie spielt die Automatisierung eine große Rolle, zusätzlich verlegen immer mehr Unternehmen ihre IT-Infrastruktur in die Cloud. Für all diese Entwicklungen werden Fachkräfte aus den MINT-Berufen benötigt. In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach Mitarbeitern so stark angestiegen, dass auch hier ein Fachkräftemangel entstanden ist. Im Jahr 2021 blieben laut Bitkom 96.000 Stellen in der IT-Branche unbesetzt. Anders als in der Pflege sorgt diese Situation jedoch dafür, dass Unternehmen sich immer stärkere Benefits für Bewerber ausdenken – kaum Berufe werden mit so guten Arbeitsbedingungen begrüßt wie Softwareberufe.
Handwerk & Bau
Auch das Handwerk und damit die Baubranche suchen händeringend nach Fachkräften. Auch hier spielt der demografische Wandel eine wichtige Rolle, gleichzeitig aber auch die steigende Nachfrage nach Handwerksleistungen, beispielsweise durch den Wohnungsmangel. Allein im Handwerk fehlen laut dem Zentralverband des Deutschen Handwerks schätzungsweise etwa 250.000 Fachkräfte. Rechnet man fehlende Fachkräfte auf dem Bau mit hinzu, steigt die Zahl entsprechend noch höher. Viele Unternehmen arbeiten inzwischen mit Fachkräften aus dem Ausland, da sie kaum Ausbildungsinteressenten in Deutschland finden können. Besonders betroffen sind Branchen wie Elektroinstallationen, Sanitär- und Heizungsbau sowie Solarfirmen, die auf qualifiziertes Personal angewiesen sind, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden.
Mögliche Hintergründe für den Fachkräftemangel in diesen Branchen
- Unattraktiver Ausbildungsberuf: Einige Ausbildungsberufe haben durch schwierige Arbeitsbedingungen oder aus anderen Gründen einen schlechten Ruf. Für Jugendliche werden diese Optionen dann unmittelbar ausgeschlossen, ohne sich näher mit den Vorteilen zu beschäftigen. Im Handwerk beispielsweise, aber auch in der Pflege gibt es eine Arbeitsplatzsicherheit wie es sie nur in wenigen anderen Branchen gibt. Unternehmen stehen hier vor der Herausforderung, ihre Ausbildungsberufe attraktiver zu präsentieren und die Vorteile hervorzuheben.
- Schlechte Arbeitsbedingungen: Körperliche Arbeit spielt sowohl im Handwerk als auch in der Pflege eine wichtige Rolle. Gleichzeitig können auch die Arbeitszeiten oder der Arbeitsort abschreckend wirken. Besonders seit der Pandemie haben einige Pflegekräfte ihrem Beruf den Rücken zugewendet, weil die Bedingungen für sie nicht mehr tragbar waren.
- Hohe Nachfrage von Kundenseite: Sowohl im Handwerk als auch in der IT steigt die Nachfrage von Kundenseite seit Jahren. Gleichzeitig können so schnell keine neuen Fachkräfte ausgebildet werden, um die hohe Nachfrage ausgleichen zu können. In vielen Branchen arbeiten Unternehmen deshalb bereits mit Quereinsteigern, die großes Interesse am Themengebiet und starke Lernbereitschaft mitbringen.
- Digitalisierung: Dieser Faktor betrifft vor allem die IT-Branche. Je digitaler unsere Welt werden soll, desto mehr IT-Spezialisten werden auch benötigt. Die Pandemie hat dieser Nachfrage noch einmal einen Boost verliehen, da immer mehr Unternehmen beispielsweise Unterstützung für die Arbeit im Homeoffice oder zur vollständig dezentralen Arbeit benötigen.
Die Probleme des Fachkräftemangels lassen sich nicht von heute auf morgen lösen
Viele Ursachen für den Fachkräftemangel lassen sich von Arbeitgebern nur schwierig beeinflussen. Sicher – Pflegeeinrichtungen können sich bemühen, die Schichten besser zu koordinieren und Handwerksbetriebe können mehr Rücksicht auf wetterbedingte Probleme nehmen. Die Arbeitslast kann dadurch jedoch nicht verringert werden. Es braucht nachhaltige Konzepte, die nicht nur von Arbeitgebern, sondern vor allem auch von der Politik und von großen Verbänden unterstützt werden, um die Branchen, die besonders vom Fachkräftemangel betroffen sind, zu unterstützen und sie wieder attraktiv zu machen. Auch die Zusammenarbeit mit Fachkräften aus dem Ausland kann ein guter Weg sein, die Personalknappheit nach und nach zu bekämpfen. Kreativität ist von allen Seiten gefragt.